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Dunkeldorf

Thriller von Liliane Skalecki
Seitenanzahl:448 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2024
Verlag: Heyne Verlag
ISBN:978-3-641-28411-4
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Kurztext / Annotation

Die Wahrheit ist ein dunkler Fleck in deiner Vergangenheit
Der bekannte Autor Niklas Westphal kehrt aus einem traurigen Anlass an den Ort seiner Kindheit zurück: die Beerdigung seiner kürzlich verstorbenen Mutter. Kaum im einstigen Elternhaus angekommen suchen Niklas beunruhigende Träume heim. Die Bilder scheinen mit einem ähnlich heißen Sommer in der Vergangenheit zusammenzuhängen, an dessen Ende nicht nur drei Menschen sterben, sondern auch eine geheimnisvolle junge Frau verschwindet. Als dann die Leiche eines seit langer Zeit vermissten Mädchens entdeckt wird, ahnt Niklas, dass sich hinter seinen Traumgespinsten eine dunkle Geschichte verbirgt. Auf eigene Faust beginnt er, Ermittlungen anzustellen - doch die Dorfbewohner schweigen hartnäckig. Einzig seine frühere Schulfreundin Tessa steht ihm bei.

Liliane Skalecki ist Kunsthistorikerin und Archäologin und widmet sich in ihren Kriminalromanen gerne Themen aus diesen spannenden Bereichen. Beim Stöbern in Antiquariaten und dem Eintauchen in die Vergangenheit entdeckt sie so manches Rätsel, das sie, auch unter Pseudonym, mithilfe ihrer Figuren in packenden Fällen löst. Sie lebt mit ihrer Familie in Bremen und Südfrankreich. Ihre Homepage: www.liliane.skalecki.info

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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Kapitel 1

Der Bus hielt mit quietschenden Bremsen. Ein ähnlich armseliges Geräusch gab die Tür von sich, als sie sich gemächlich öffnete. Als würde das Fahrzeug unter der Hitze, die wie ein dampfendes Tuch über den Dörfern, Feldern und Wegen lag, stöhnen.

Er stellte seinen Rollkoffer in den Gang, sehr zum Missfallen der Fahrgäste, die nach ihm einstiegen, sich die Schienbeine daran stießen oder fast darüber stolperten. Als wären die Bewohner der umliegenden Dörfer mit Blindheit oder zumindest einer ausgeprägten Kurzsichtigkeit geschlagen. Er entschuldigte sich immer wieder, nahm die missbilligenden Blicke in Kauf und ließ den Koffer stehen. Gepäcknetze gab es keine, und das Ungetüm auf den Sitz neben sich zu stellen, wäre ihm äußerst unhöflich erschienen.

Der Bus musste uralt sein. Die Sitze waren zum Teil zerschlissen und die Haltegriffe an den Stangen unter dem Dach dunkel und speckig. Konnte das immer noch das Fahrzeug sein, das zwischen den Ortschaften hin und her pendelte, als er noch ein Jugendlicher gewesen war, der zur Disco in das fünfzehn Kilometer entfernte Städtchen fuhr? Er reckte den Hals, um auf das zweite Fenster vorne links zu spähen. Mit einem Taschenmesser hatte er vor ewigen Zeiten versucht, ein Herz hineinzuritzen. Die Schandtat war ihm nicht gut bekommen. Er erinnerte sich noch lebhaft an die Ohrfeige, die seine Mutter ihm verpasst hatte. Weniger an den Schmerz als an das Geräusch, als ihre Hand mit Wucht seine Wange traf. Doch es war kein Herz auszumachen. Entweder hatte man die Scheibe ausgetauscht, oder, was eher zu vermuten war, es war doch nicht sein alter Bus, sondern ein neueres Modell.

Neuer, aber noch längst nicht modern. Es gab keine Anzeige, die ankündigte, wann er sein Ziel denn nun erreichen würde. Alles kam ihm fremd vor. Die Landschaft hatte sich verändert. Wo noch vor Jahren Vieh weidete und Weizenfelder golden im Schein der Sommersonne glänzten, hatte die Monokultur ihren Siegeszug angetreten. So weit seine Augen blickten, wuchs nur Mais, uniforme Anbauflächen, die ihm keinerlei Anhaltspunkt dafür gaben, wo er sich befand. Früher führte der Weg zwischen den Schwarzbunten von Bauer Dietrich ins Dorf. Kühe als Landmarke. Wann hatte dieser Wandel stattgefunden?

Er tippte einer jungen Frau, die vor ihm saß und keinen unangenehmen Zusammenstoß mit dem Corpus Delicti, sprich Rollkoffer, gehabt hatte, auf die Schulter. Sie drehte sich um, zog die Stöpsel, die ihr Handy mit den Ohren verbanden, aus denselben und schaute ihn fragend an.

»Die nächste Haltestelle ist doch Thöninghausen?«

Sie nickte und gab sich wieder der Musik hin, die für einen Moment auch für ihn hörbar aus dem Handy drang. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch. Er hatte alles erwartet, nur nicht Mahlers Auferstehungssinfonie.

Erneut tippte er ihr auf die Schulter, nickte anerkennend, als sie sich umdrehte, und hob seinen Daumen. Alle Achtung, hätte nie gedacht, dass die Jugend von heute Mahler hört, sollte das bedeuten. Sie quittierte seine Anerkennung mit einem genervten Augenrollen. Erst da entdeckte er den Geigenkasten, der neben ihr auf dem Sitz lag. Peinlich berührt lehnte er sich zurück und starrte aus dem Fenster, bis unvermittelt in der Ferne die Turmspitze der Martinskirche von Thöninghausen hinter einem Maisfeld auftauchte. Hatte man die schon immer von der Straße aus gesehen? Oder lag es daran, dass er im Bus einfach nur sehr viel höher saß als im Auto oder auf dem Fahrrad? Oder hatte er es einfach nur vergessen?

Wenige Minuten später hatte er sein Ziel erreicht. Das alte Wartehäuschen war fast gänzlich verschwunden. Nur noch der Mülleimer, der an einem Mauerrest hing und wohl kürzlich einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war, zeugte zusammen mit den bröckelnden Steinen von ehemals besseren Zeiten.

Er stieg aus und setzte seinen Koffer auf dem staubigen Boden ab. Die Hit