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Falcone

Roman von Roberto Saviano
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:544 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2024
Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; Bompiani
ISBN:978-3-446-28230-8
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Kurztext / Annotation

Über den Mut und die Zerbrechlichkeit eines Mannes, der die Welt veränderte. 'Saviano macht aus Fakten Literatur.' Luzia Braun, ZDF Aspekte
Wie lebt man, wenn man weiß, dass die eigenen Tage gezählt sind? Savianos wichtigstes Buch seit 'Gomorrah' erzählt das Leben des größten Mafiajägers der Geschichte. Nicht nur als Richter, sondern auch als Ehemann, als Bruder, als Freund. Mit seinem Geldwäsche-Gesetz forderte Falcone die Mafia heraus. Als er am 25. Mai 1992 mit seiner Frau unterwegs zum Wochenendhaus ist, sprengt die Mafia sie mitsamt einem Stück Autobahn in die Luft. Es ist ein Wendepunkt in der Geschichte Italiens und Europas. Saviano, der seit Jahren unter Polizeischutz lebt, zeigt anhand von Falcones Geschichte wie demokratische Strukturen ausgehöhlt werden und wie durch Zivilcourage die Welt verändert werden kann. Ein Buch, das uns alle betrifft.

Roberto Saviano, 1979 in Neapel geboren, arbeitete nach dem Studium der Philosophie als Journalist. Gomorrha kam rasch nach Erscheinen auf die italienische Bestsellerliste und machte ihn schlagartig berühmt. Nach wiederholten Morddrohungen von Seiten der Camorra steht Saviano permanent unter Personenschutz und lebt seit vielen Jahren im Untergrund. Bei Hanser erschienen Gomorrha (Reise in das Reich der Camorra, 2007), Das Gegenteil von Tod (2009), Der Kampf geht weiter (Widerstand gegen Mafia und Korruption, 2012), ZeroZeroZero (Wie Kokain die Welt beherrscht, 2014), Super Santos (Hanser Box, 2014), Der Clan der Kinder (Roman, 2018) und Die Lebenshungrigen (Roman, 2019). 2009 erhielt Saviano den Geschwister-Scholl-Preis, 2012 den Olof-Palme-Preis für seinen publizistischen Einsatz gegen organisiertes Verbrechen und Korruption und 2016 den M100 Media Award. Er schrieb am Drehbuch zum Film 'Paranza - Der Clan der Kinder' mit, das auf der Berlinale 2019 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.

Beschreibung für Leser

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1.

FEUER

Corleone, 1943

Ein Donnern erschüttert den Boden. Dann nur Steine. Steine, Fetzen und gebrochene Knochen.

Es schien inzwischen Vergangenheit zu sein, der Teufel schien seine gewaltige Trommel abgelegt, das Pfeifen, das Krachen und die Zerstörungen des Krieges die Straße des Himmels verlassen zu haben. Wenigstens regnete es kein Eisen mehr von oben. Mit dem Sommer hatten auch die Bombardierungen aufgehört. Was war das dann? Warum hängen die Kruzifixe jetzt schief an ihren Nägeln in der Wand?

In der Via Rua del Piano ist die Hölle ausgebrochen. Das Haus von Giovanni und seiner Familie gibt es nicht mehr. Einer steht fassungslos vor den Trümmern und Flammen und blickt über die graue Staubwolke hinweg.

Zwischen den Trümmern nur der junge Salvatore, er lebt noch. Auch Gaetano, sein Bruder, lebt. Er krümmt sich am Boden, blutüberströmt. Die anderen männlichen Mitglieder der Familie sind tot.

Die Hölle schien bis jetzt weit weg von Corleone. Hier wird gearbeitet, man betet und gründet eine Familie.

Der Schlaf dieser ländlichen Gegenden ist so friedlich, dass die Fremden, wenn sie aus irgendeinem Grund hierher geraten, vorsichtig über den Boden gehen, aus Angst, er könnte urplötzlich erwachen, die Erdschollen könnten sich bewegen und in der warmen, blöden Luft über den Feldern könnte ein spöttisches Gelächter aus den Abgründen über ihren Köpfen ertönen: Habt ihr armen Dummköpfe wirklich geglaubt, dass dieser Boden schläft?

Hier erwacht der Boden lange vor der Sonne. Er beginnt zu atmen, wenn es noch dunkel ist. Er dehnt sich, reckt seine Glieder. Er scheint sogar zu gähnen, sein warmer Atem scheint träge über den Obstgärten aufzusteigen.

Mit dem Boden erwachen auch die Menschen.

Heute Morgen hat Giovanni seine drei Söhne auf den Karren geladen, als die Luft noch lauwarm war. Das Maultier setzte sich lustlos auf der Via Rua del Piano in Bewegung, und das Klock, Klock, Klock seiner Hufe ließ die drei Jungen immer wieder einnicken, während Giovanni schon den Tag vor Augen hatte und geradeaus blickte, die Zügel fest in der Hand. Nach und nach ließ der Karren die niedrigen, grauen Häuser hinter sich, und das Land öffnete sich zu beiden Seiten, jenseits der unsichtbaren Barriere, die Corleone umschließt, die der Kirchen: San Michele Arcangelo, San Bernardo, San Nicolò, dann San Leoluca, Madonna delle Grazie, Santa Maria Maddalena, Maria Santissima Annunziata, San Giovanni Evangelista und wieder San Michele Arcangelo. Wollte man sie miteinander verbinden, würden sie eine Umfriedungsmauer ergeben. Von denen im Ortsinneren ganz zu schweigen. Für die Christenmenschen gibt es manchmal keinen Platz in den Betten dieser alten Häuschen, die oft eine ganze Familie beherbergen, dazu die Hunde, die Schweine, die Hühner, aber für die Heiligen gibt es immer genug. Sie hängen an den Bettenden, klammern sich an die Wände, sie spiegeln sich in den Schränken und in den Glasscheiben der Anrichten.

Giovanni besitzt drei Hektar Boden zwischen den Bezirken Marabino, Frattina, San Cristoforo und Mazzadiana. Das ist nicht viel, aber er kommt damit zurecht. Der gesamte Grund in dieser Gegend gehörte einst gewissen schlecht geratenen Baronen, die überall erzählten, sie könnten bis nach Palermo gelangen, ohne ihre Ländereien zu verlassen. Und das stimmte. Kein Wunder, wenn heute, in einer Landschaft aus Schafen, Johannisbrotbäumen, Oliven und ein paar Weinbergen - all das im Besitz eines einzigen Gutsherrn oder eines anderen vor ihm, und so immer weiter zurück in die Vergangenheit - wenn in einem Dorf aus elenden Tagelöhnern und Pächtern, den gabelotti, aus Feldhütern und Hunden, die andere Hunde fressen, um nicht zu verhungern, drei Hektar Landbesitz und eine Mahlzeit am Tag auf dem Tisch als ein Vermögen gelten.

Auf seine Weise ist Giovanni ein vom Glück beg