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Hercule Le Rat: Leben mit meiner Ratte

Teil 1+2 von Bastian Richter
Seitenanzahl:CLVI Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2023
Verlag: BookRix
ISBN:978-3-7554-3506-8
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Kurztext / Annotation

Sie saßen also abends auf dem Sofa vor dem Fernseher. Was eigentlich keiner besonderen Erwähnung bedurfte, weil sie das beinahe jeden Abend taten: Ein beinahe erwachsener 29-jähriger Mann und seine in diesem Moment leicht überfressene Plüschratte, wie so viele in Berlin. Hercule (Ratte) Hercule, die Plüschratte, irgendwie alterslos, eine Mischung aus Kleinkind an der Quengelkasse und Grandseigneur mit erlesenem Geschmack. Aus der Unterwelt von Paris hat es ihn verschlagen ins wenig glamouröse Berlin, zu Bastian, seinem neuen Mitbewohner, über dem mit Hercules Einzug eine kleine Naturkatastrophe hereingebrochen ist, die sein Leben ganz kräftig durcheinandergewirbelt hat. Dass Bastian Hercule am vierten Adventssonntag bei Walmart in Berlin-Neukölln in der Schnäppchenabteilung für Kinderspielzeug erstanden haben will, ist eine Legende, deren Wahrheitsgehalt Hercule energisch bestreitet. Bastian (Mensch) Sein Leben hätte so ruhig und geordnet verlaufen können, wäre er Hercule niemals begegnet! Aber hätte er dies wirklich gewollt? Bastian, Endzwanziger, Großstadtsingle, Webdesigner und Programmierer, ewiger Student, mit von der Computerarbeit gestähltem Körper und von der Schreibtischlampe gebleichtem Teint. Bastian muss immer sparsam sein, wenn Hercule großzügig ist. Er muss immer vernünftig sein, wenn Hercule seine Träumen wieder einmal freien Lauf lässt. Kurzum: Er ist der Prototyp der Spaßbremse und Hercule ist das Beste, was ihm in seinem Leben passieren konnte. Erstveröffentlichung: 18. Februar 2019

Beschreibung für Leser

Unterstützte Lesegerätegruppen: PC/MAC/eReader/Tablet

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 Zeichnung: René Richter

 Haute Couture

"Ist dir mein Bademantel eingelaufen, Bastian?" "Sicherlich nicht bei 30 Grad. Ist er schon wieder zu eng?" Hercule zerrte hilflos am Bademantelgürtel: "Er kneift ein wenig. Und geht vorne nicht ganz zu." "Ich könnte dich zu einem Treffen meiner Diätgruppe mitnehmen?" Hercule blickte leicht angewidert vom Bademantelgürtel nach oben in Bastians Richtung: "Danke. Mir reichen die Rezepte, die du von denen mitbringst, schon völlig." Bastian drehte seinen Kopf zurück zu seinem Computer und sagte leicht schnippisch: "Ich denke, das Ergebnis von 'vielleicht können wir es retten, wenn wir es mit Käse überbacken' sehen wir gerade sehr deutlich an deinem Bademantel!" Hercule hatte nur 'mit Käse überbacken' gehört und strich sich sanft über den Bauch.

"Gehst du mit mir einkaufen, Bastian?" "Ich weiß nicht. Unser letzter Besuch bei C&A in der Karl-Marx-Straße ist mir noch sehr gut in Erinnerung... das ganze Geschrei, als du mit aufplatzender Strickjacke aus der Umkleidekabine kamst." "Die war aber auch zu eng! Und das ganze Geschrei nur, weil ich halb angezogen aus der Umkleide kam?" "Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte, wenn du angezogen gewesen wärest." Hercule schaute schief. "Es ist, weil du eine Ratte bist! Die haben deswegen so geschrien." "Jetzt werd nicht albern... die Leute lieben mich. Und aus familiärer Verbundenheit kann ich dir sagen, dass Ratten in den Ladenzeilen entlang der Karl-Marx-Straße fürwahr keine Seltenheit sind." Bastian notierte sich im Geiste, seine Lebensmittel zukünftig in einer anderen Gegend zu kaufen: "So genau wollte ich es jetzt gar nicht wissen." 

"Was suchst du da?", fragte Hercule misstrauisch und schaute an Bastian vorbei auf den Computermonitor. "Ein Fachgeschäft für Kleinkinderübergrößen. Vielleicht können wir ja in einen kleineren Laden gehen, wo wir nicht so viel Aufmerksamkeit erregen?" "Chanel am Kurfürstendamm?" "Vielleicht etwas günstiger, Hercule." "Das höre ich gar nicht gerne." "Viel günstiger! Außerdem glaube ich, dass du so langsam aus der Größe 'besonders dickes Baby' herausgewachsen bist. Wir brauchen also was..." "...Maßgeschneidertes?" Hercule strahlte. "Nein, günstiger, sagte ich doch schon. Gibt es da nicht diesen Puppenladen in der Flughafenstraße?" "Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin für dich nur ein Stück Stoff." Bastian stöhnte: "Nicht das schon wieder!"

Hercule nahm sein Smartphone und googelte nach dem Laden: "Meinst du das 'La Poupette' in der Reuterstraße Ecke Flughafenstraße?" "Ich glaube schon." "Aber ich nehme nichts mit Rüschen! Die machen dick!" "Wir werden sehen. Gehen wir gleich?" Hercule zog seinen Regenmantel über, hüpfte in den Einkaufskorb an der Wohnungstür und bedeutete Bastian, dass er bereit sei.

Am Laden angekommen sprang Hercule aus dem Korb, betrat zielgerichtet den Laden und sagte laut: "Gott zum Gruße! Ich benötige einen neuen Bademantel!" Die verhärmte Verkäuferin mit dem strähnigen Haar hinter dem Tresen wechselte ihren Teint von hellgrau zu schwitzig-blass, zuckte kurz und wies dann wortlos auf ein Regal im hinteren Teil des Ladens. Hercule folgte ihr auf den Fuß: "Nichts mit Rüschen oder Hello Kitty, bitte!" Die Verkäuferin schaute leicht verzweifelt über ihre linke Schulter, aber die Ratte war immer noch da.

Seufzend nahm sie einen der Bademantel aus dem Regal und reicht ihn Hercule wortlos hin, immer bemüht, ihn nicht direkt anzusehen. Hercule schlüpfte in den plüschigen Mantel: "Wie angegossen! Haben Sie den auch in rosa?" Sie nickt nur stumm, griff ein Fach weiter und reichte einen rosa Plüschmantel zu Hercule herunter. "Ich nehme beide!" Bastian wollte kurz protestieren, besann sich dann aber eines besseren und zückte seine Kreditkarte. Die Verkäuferin tippte auf der Kasse herum und blickte währenddessen ruckartig und ängstlich zwischen Hercule und Bastian hin und her.