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Mord stand nicht im Drehbuch

Kriminalroman | Der Autor unter Mordverdacht – ein raffiniertes Locked-Room-Mystery von Anthony Horowitz
Auflage:1. Auflage
Seitenanzahl:300 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2024
Verlag: Insel Verlag
ISBN:978-3-458-77958-2
€ 21,99 inkl. MwSt. noch nicht lieferbar, erscheint 05/2024 Auf meinen Merkzettel
Kurztext / Annotation

»Tut mir leid, Hawthorne. Aber die Antwort ist nein«. Entschieden erklärt Anthony Horowitz die Zusammenarbeit mit Privatdetektiv Daniel Hawthorne für beendet. Er ist mit anderen Dingen beschäftigt, denn sein Theaterstück Mindgame soll in den nächsten Tagen uraufgeführt werden.

Noch während der Premierenfeier macht die vernichtende Besprechung in der Sunday Times die Runde. Vor allem das Skript wird verrissen. Und am nächsten Morgen wird die Kritikerin tot aufgefunden, ermordet mit einem antiken Dolch, der dem Autor gehört, und auf dem seine Fingerabdrücke verteilt sind. Er wird verhaftet, und in seiner Zelle wird ihm voller Verzweiflung klar, dass ihm jetzt nur noch einer helfen kann - Daniel Hawthorne. Aber wird der sich darauf einlassen, nach allem, was vorgefallen ist?

Anthony Horowitz, geboren 1956 in Stanmore, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der englischsprachigen Welt, in Deutschland ist er vor allem durch seine Jugendbuchreihe um Alex Rider bekannt. Neben zahlreichen Büchern hat Anthony Horowitz Theaterstücke und Drehbücher zu verschiedenen Filmen und Fernsehserien (unter anderem Inspector Barnaby) verfasst. Seit seiner Jugend ist er Sherlock-Holmes-Fan. Anthony Horowitz lebt mit seiner Familie in London.

Beschreibung für Leser

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1

Getrennte Wege

»Tut mir leid, Hawthorne. Die Antwort ist nein. Unsere Vereinbarung ist beendet.«

Sich mit Hawthorne zu streiten war scheußlich. Und das lag nicht nur daran, dass ich unweigerlich immer verlor. Ich fühlte mich schon scheußlich, wenn ich auch nur versuchte, recht zu behalten. Seine braunen Augen konnten sehr wütend blitzen, aber wenn er sich angegriffen fühlte, wurden sie sehr verletzlich und zwangen mich zu hastigen Entschuldigungen, auch wenn ich ganz sicher im Recht war. Ich habe das schon früher bemerkt: Seine Launen konnten fast kindlich sein. Man wusste nie, wo man bei ihm dran war, und das machte es nahezu unmöglich, über ihn zu schreiben. Und genau das war es, worüber wir gerade stritten.

Ich hatte Hawthornes Ermittlungen bei drei verschiedenen Fällen begleitet und Bücher darüber geschrieben. Das erste war schon veröffentlicht, das zweite lag bei meiner Agentin zum Lesen (sie hatte jetzt schon seit über zwei Wochen nichts von sich hören lassen). Das dritte wollte ich demnächst anfangen, und ich glaubte nicht, dass es sehr schwierig sein würde; denn ich hatte alles miterlebt und wusste genau, wie es ausgehen würde. Ich hatte mich auf einen Drei-Buch-Vertrag eingelassen, und damit reichte es mir jetzt auch.

Ich hatte Hawthorne schon eine ganze Weile nicht mehr getroffen. Wenn man die vielen Krimis im Fernsehen oder in den Buchläden sieht, denkt man, dass praktisch jeden Augenblick jemand umgebracht wird, aber im wirklichen Leben trifft das glücklicherweise nicht zu. Es waren schon einige Monate vergangen, seit wir aus Alderney zurückgekehrt waren, und auch dort hatten wir bloß drei Leichen zurückgelassen. Ich hatte keine Ahnung, was er seitdem gemacht hatte, und ehrlicherweise muss ich wohl zugeben, dass ich auch nicht viel an ihn gedacht hatte.

Aber jetzt war er plötzlich am Telefon und lud mich ein, zu ihm in die Wohnung zu kommen. Schon das war ungewöhnlich genug. Wenn ich auch nur bis zu seiner Tür kommen wollte, hatte ich bisher meistens bei jemand anderem klingeln und so tun müssen, als ob ich von einem Lieferdienst käme. River Court war ein Wohnblock aus den Siebzigerjahren am Themseufer neben der Blackfriars Bridge, und Hawthorne hauste in einer Wohnung im obersten Stock. Außer kahlen Wänden, einem riesigen Tisch mit seinen Flugzeug-Modellen und einem Computer, mit dem er die Datenbank der Londoner Polizei anzapfte, gab es dort praktisch nichts.

Bei seinen Recherchen im Internet half ihm ein Nachbarsjunge, Kevin Chakraborty, der mich ziemlich schockiert hatte, als ich auf seinem Laptop ein Foto von mir und meinem Sohn gesehen hatte, das er von meinem Smartphone geklaut hatte. Kevin hatte sich auch in die automatische Kennzeichenerfassung der Verkehrspolizei Hampshire gehackt. Große Vorwürfe hatte ich ihm nicht gemacht, er hatte uns nützliche Informationen verschafft. Und wer streitet sich schon gern mit einem Teenager, der im Rollstuhl sitzt? Hawthorne gegenüber hatte ich den ganzen Zwischenfall nicht erwähnt. Er hatte schließlich den Polizeidienst verlassen müssen, weil er im Verdacht stand, einen Pädophilen die Treppe hinuntergestoßen zu haben. Er hatte sicher einen moralischen Kompass, aber wohin der zeigte, bestimmte er lieber selbst.

Die Wohnung gehörte ihm übrigens nicht, er hatte sie nicht mal gemietet. Er hatte mir gesagt, er sei bloß der Verwalter für einen Makler, den er »eine Art Halbbruder« nannte. Das war so typisch für Hawthorne. Er hatte keine normale Familie mit Schwägerinnen oder Cousins. Er lebte von seiner Frau getrennt, stand ihr aber immer noch nahe. Alles an ihm war undurchsichtig und kompliziert, und es hatte auch keinen Sinn, dass ich ihm Fragen stellte, denn die Antworten führten nie irgendwo hin. Es war sehr frustrierend.

Und jetzt saßen wir hier in seiner Küche, umgeben von blitzendem Chrom und unberührten, spiegelnden Arbeitsflächen. Ich war zu Fuß von Clerken