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Mordsschnitzel

Kriminalroman von Ulrike Moshammer
Seitenanzahl:256 Seiten
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht:2024
Verlag: Emons Verlag
ISBN:978-3-9870716-0-7
€ 9,99 inkl. MwSt. noch nicht eingetroffen, voraussichtlich ab 05/2024 lieferbar Auf meinen Merkzettel
Kurztext / Annotation

Grandioses Krimivergnügen in den österreichischen Alpen. Valerie Thaller ist geehrt, als der legendäre »Schnitzelkönig« seinen siebzigsten Geburtstag in ihrem Grand Hotel feiert. Geladen sind Familie und Freunde, doch im Laufe des Abends mischen sich auch unerwünschte Gäste unter die Gesellschaft. Offenbar sind nicht alle dem Gastronomen wohlgesinnt, denn am nächsten Morgen liegt er tot in seinem Wohnzimmer. Gemeinsam mit ihrer Freundin Nora versucht Valerie zu rekonstruieren, was in der Nacht geschah. Können sie den Täter entlarven, bevor er ein zweites Mal zuschlägt?

Ulrike Moshammer wurde 1975 in Vöcklabruck geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Eine zweite Heimat hat sie in dem kleinen Kurort Bad Gastein gefunden, der sie mit seinem morbiden Charme und seiner mondänen Geschichte schon lange fasziniert. Sie hat in Salzburg Germanistik studiert, schreibt für ein Schülermagazin und arbeitet als freie Lektorin für Verlage und Selfpublisher.

Beschreibung für Leser

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EINS

»So mäßigen Sie sich bitte, meine Damen und Herren! Wir können doch vernünftig über alles reden.«

Die Bad Gasteiner Bürgermeisterin Gabriele Roither konnte trotz des Mikrofons den Lärm nur mit Mühe übertönen. Aufgrund der hitzigen Debatten war der Geräuschpegel sowohl im voll besetzten Gemeindesaal als auch draußen vor dem Gebäude, wo sich Einheimische mit Transparenten versammelt hatten, hoch. Die Kuhglocken, die eine Gruppe Jugendlicher mitgebracht hatte, taten ihr Übriges.

Valerie Thaller, Besitzerin des Grand Hotels in Bad Gastein, verfolgte besorgt das Szenario. Da sie am Rand der Stuhlreihe saß, stand sie auf und schloss die Fenster.

Dankbar nickte ihr Gabriele Roither zu. Sie hatte sich ein Jahr zuvor im männerdominierten Gemeinderat durchgesetzt und war mit knapper Mehrheit zur Bürgermeisterin gewählt worden. Gabriele Roither war eine sympathische Mittfünfzigerin, die die Sorgen und Nöte der Leute in Bad Gastein ernst nahm und eine Meisterin darin war, Lösungen und Kompromisse zum Wohle aller zu finden.

Nun stand sie vor ihrer bisher größten Herausforderung. Eine derartig verfahrene Situation hatte Valerie noch nie erlebt. In dem sonst eher beschaulichen Kurort gingen seit einigen Wochen die Wogen hoch, nachdem bekannt geworden war, dass die Pongauer Seilbahnen AG den Lift auf den Bad Gasteiner Hausberg, den Graukogel, samt Grundstücken zum Verkauf ausgeschrieben hatte. Seit Längerem war diese Entwicklung absehbar gewesen, weil die Betriebsgenehmigung der Anlage auslief, das war allgemein bekannt. Dennoch hatten sich viele Hiesige gewünscht, dass die Seilbahnen AG das Geld aufbringen und den Zweiersessellift in ähnlicher Form neu errichten würde. Ein großes Prestigeobjekt im Nachbartal, eine Gondelbahn mit riesiger Bergstation, hatte allerdings Unsummen verschlungen, weshalb ein Neubau am Graukogel offiziell nicht finanzierbar war. Durch den Verkauf der Liftanlage an einen Grazer Investor und eine im Raum stehende Umwidmung drohte ein Megaprojekt. Allein die Gerüchte darüber sorgten für heftige Diskussionen.

Einige Begrüßungssätze Gabriele Roithers genügten jedoch, damit die Anwesenden ihre Debatten unterbrachen und wie Valerie ihre Aufmerksamkeit nach vorn richteten.

Auf einem Podest war ein langer Tisch mit Mikrofonen aufgebaut, an dessen Mitte die Bürgermeisterin saß, an ihrer rechten Seite der Geschäftsführer der Pongauer Seilbahnen AG, Anton Sailer, und zu ihrer Linken ein Herr um die fünfzig, mit grau meliertem Haar, das zu einem Mittelscheitel frisiert war und über die Ohren reichte. Sein Sakko hing über der Stuhllehne, das Hemd hatte er oben aufgeknöpft und dessen Ärmel hochgekrempelt, sodass seine goldene Uhr von Weitem zu sehen war. Optisch ein Durchschnittstyp, wären da nicht eine gewisse Arroganz und Abgehobenheit gewesen, die sich in seiner Körperhaltung und Mimik bemerkbar machten.

Valerie konzentrierte sich wieder auf Gabriele. Dass der Bürgermeisterin unbehaglich zumute war, war nicht schwer zu erraten. Kein Wunder, lastete doch wegen dieser unseligen Geschichte ein enormer Druck auf ihr. Um nichts auf der Welt würde Valerie in ihrer Haut stecken wollen. Jeder Einzelne im Raum war gespannt, ob und wie sich Gabriele Roither positionieren würde. Es jedem recht zu machen war ein Ding der Unmöglichkeit.

Noch immer war von draußen das Gebimmel der Kuhglocken zu hören. Es weckte zwar beim Wandern auf der Alm ein wohliges Gefühl in Valerie, jetzt aber erschien es ihr bedrohlich. Dabei konnte sie es den Jugendlichen nicht einmal verübeln. Soweit sie es im Vorübergehen hatte erkennen können, handelte es sich um eine Gruppe, die von Kindesbeinen an im Skiclub des Ortes am Graukogel trainiert hatte. Gab es grünes Licht für den Neubau, stand die Zukunft der Übungshänge in den Sternen. Mit der Ruhe am Hausberg wäre es allemal vorbei.

Gabriele Roit